Ortsbezeichnungen

  • Pretai (Deutsch)
  • Pretoa (Siebenbürger Sächsisch)
  • Bratei (Rumänisch)
  • Barathely (Ungarisch)

Geographische Lage – Urkundliche Erwähnungen

Pretai liegt an der Hauptstrasse zwischen Mediasch und Schäßburg. Auf, der von Johannes Honterus in Basel herausgegebenen Siebenbürgenkarte (1532) ist Pretai unter der Bezeichnung pratay eingezeichnet. In der ersten urkundlichen Erwähnung (1283) wird die Ortschaft als Mons Mariae (Marienberg) bezeichnet. Diese Form des Ortsnamens ist auf die Bezeichnung der Ortskirche zurückzuführen, die der Heiligen Jungfrau Maria geweiht war.

Kirchengebäude – Kirchenburg – Religiöse Kunst

Urkundliche Zeugnisse, die über den genauen Zeitpunkt der Erbauung der Kirche und der dazugehörigen Kirchenburg näher informieren könnten, sind nicht erhalten geblieben. Die Meinungen der Kunsthistoriker gehen diesbezüglich auseinander. Gewisse charakteristische Anhaltspunkte lassen unzweifelhaft erkennen, dass es sich um eine spätgotische dreischiffige Pfeilerbasilika handelt, die noch vor der Wehrbarmachung erbaut wurde (vgl. Die heiligen sächsischen Kirchen vor der Reformation – 1922).

Während der Amtszeit von Pfarrer Johannes Hermann, der wie andere Ortshonoratioren auch, in der Sakristei des Kirchengebäudes seine letzte Ruhestätte (1593) fand, wurde die Kirche renoviert und eine sog. Chronologia an die Wand gemalt. Sie hält Szenen ab der Erschaffungsgeschichte von Adam und Eva bis hin zur Flucht des walachischen Fürsten Radu Cercel nach Siebenbürgen fest. In einem 1976 erschienen Artikel wird sie von G. Nussbächer als umfangreichste siebenbürgische Wandchronik des 16. Jh. bezeichnet. Fragmente der freigelegten Wandfresken im Kirchenchor gewähren Einblick in eine mit 1481 datierten Szene.

Die Kirche scheint mit einem weiteren Kleinod ausgestattet gewesen zu sein. Der im ersten Viertel des 16. Jh. entstandene Altar, ist vermutlich einem Sohn des wohlberühmten Veit Stoß zuzuschreiben. Im Zuge von „Modernisierungsmaßnahmen“ wurde er im 18. Jh. übermalt um danach im Jahre 1904 durch einen neuen, heute noch erhaltenen Altar ersetzt.

Einwohner

Pretai bot im Verlauf seiner Existenz , wie viele andere Gemeinden auch, die auf freiem Königsboden angesiedelt waren einer Vielzahl von Nationalitäten eine Heimat.

Die Ortsstatistiken erwähnen ab 1532 auch rumänische Wirte. Zigeuner werden erst einige Jahrzehnte später erwähnt. Angehörige anderer Volksstämme (Ungarn, Szekler und Juden) sind jedoch nur sporadisch in den Ortsstatistiken erwähnt.

Der Anteil der nichtsächsischen Einwohner bleibt bis Ende des 19. Jh. verhältnismäßig gering. Diese Tatsache ist u.a. darauf zurückzuführen, dass bis zu 90 % des Bodens im Besitz sächsischer Wirte stand.

Politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen im Verlauf der Jahrhunderte

Die Erwähnung eines Schulmeisters (1516), die Studienaufenthalte in Wien oder Kronstadt junger Pretaier (1524 – 1596) die Einberufung eines Partiallandtages (1528), das Treffen der Siebenbürger Landstände (1542) etc. erlauben den Rückschluß, dass die Gemeinde reges Interesse an den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zeitgeschehnissen bekundet hat.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen, Plünderungen und die Pestillenzen des 17. Jh. widerspiegeln sich in der eintretenden Rezessionsphase und der damit verbundenen demographischen Entwicklung. 1532 zählte Pretai 360 Seelen. 1695 waren es nur noch 120.

Ab Mitte des 18. Jh. ist ein erneuter Aufschwung zu verzeichnen. Die Einwohner bewirtschaften erfolgreich, die zur Gemeinde angehörigen Landflächen und Weingärten. Einige gehen parallel dazu dem Beruf als Schmied, Schuster oder Müller nach.

Die wirtschaftliche Kraft der Gemeinde bietet Ende 18. Jh. allerdings keine ausreichenden Mittel für die Rettung der einsturzgefährdeten Kirchenburg, die damals auf einer Anhöhe in unmittelbarer Nähe der Großen Kokel situiert war. Einer der Einwohner ergreift demnach die Gelegenheit Kaiser Joseph II im Zuge seiner Durchreise durch Pretai (1773) um Unterstützung zu bitten. Sein Klagen, als auch die rumänischer Einwohner findet Gehör.

Es folgen daraufhin einschneidende Änderungen des Gemeindebildes. Die Gemeinde wird in östlicher Richtung (Schäßburg) erweitert. Der natürliche Fluss der Kokel wird umgelegt und dabei auch ein Großteil des gemeindeumgebenden Sumpfes trockengelegt.

Während des 19. und 20. Jh. halten straffere Organisationsregelungen Einzug in das Gemeindeleben.

Schon bestehende örtliche Interessenvertretungen, wie die Bruderschaft oder Schwesternschaft werden um die Nachbarschaften sowie dem Frauen- und Landwirtschaftsverein erweitert. Die beiden letzteren bestimmen ab ihrer Gründung die Gemeindepolitik in wesentlichem Umfang. Sie sind erfolgreich darum bemüht die Errungenschaften der Zeit dem allgemeinen Gemeindewohl entsprechend einzubinden. Pretai kann Dank ihrer Unterstützung auf ein verbessertes Schulwesen, eine Erneuerung des Gemeindebildes oder auf Auszeichnungen des Siebenbürgischen Landwirtschaftsvereins verweisen.

Das Zeitgeschehen des 20. Jh. leitet auch für Pretai den nunmehr stetig voranschreitenden Auflösungsprozess der sächsischen Gemeindeordnung ein. Die Auswanderungswelle in Richtung Amerika (1903), die Angliederung Siebenbürgens an das Königreich Rumänien (1918), die wirtschaftliche Rezession (ab 1923), die beiden Weltkriege wirken sich auf das Gemeindeleben unmittelbar aus. Enteignung und Verschleppung nach dem Zweiten Weltkrieg führen zusätzlich dazu bei.

Nach der Auswanderungswelle von 1990, bleiben nur noch wenige in Pretai. Die Mehrheit hat einen Neuanfang in Deutschland gewagt.

Heimatortsgemeinschaft Pretai e.V. – H.O.G. Pretai e.V.

Der Verein (HOG Pretai e.V.) ist eine freiwillige Vereinigung Siebenbürger Sachsen der Gemeinde Pretai und jener, die sich ihnen verbunden fühlen. Ihre Arbeit wird getragen von dem Verantwortungsbewußtsein seiner Mitglieder gegenüber dem geistig-kulturellen Erbe siebenbürgisch-sächsischen Ursprungs, im Besonderen der Gemeinde Pretai, Kreis Hermannstadt, Siebenbürgen – Rumänien. Er erfüllt diese Aufgabe im Sinne der Völkerverständigung. Sein Wirken ist gemeinnützig und nicht auf das Erzielen von materiellen Gewinnen gerichtet. Jede Tätigkeit des Vereins ist ehrenamtlich und unentgeltlich. Der Verein ist unabhängig von jeder parteipolitischen oder konfessionellen Bindung (Auszug aus der Satzung der HOG Pretai e.V.).

Pretaier Treffen

Das alle zwei Jahre stattfindende Heimattreffen bietet  Pretaiern als auch Nichtpretaiern die Gelegenheit sich  wiederzusehen.

Es wurden in folgenden Jahren Pretaier Treffen in Gomadingen veranstaltet: 1991, 1993, 1995, 1997, 1999, 2001, 2003, 2005, 2007, 2009, 2011 und 2013. 2015 fand es das erste mal bei Rot am See statt.  Das nächste Pretaier Treffen  wird 2022 in der Pension Seifert, bei Rot am See, stattfinden.

Im Jahre 2001 wurde darüber hinaus ein zusätzliches Treffen organisiert. Es fand in der Heimatgemeinde Pretai statt.